Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Äthiopische Frauenrechtsaktivistin Gebre ausgezeichnet

11.06.13 ÄthiopischeFrauenrechtsaktivistinGebreausgezeichnet- dieStandard.at› Politik
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I

hre Aufklärungsarbeit hat dazu beigetragen, dass
sich die Zahl der beschnittenen Mädchen in Äthiopien stark verringerte
Wien – Die äthiopische Frauenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre erhält den Bruno-KreiskyMenschenrechtspreis für ihre Arbeit gegen die Genitalbeschneidung in ihrem Heimatland. Durch ihren
Einsatz und die Arbeit ihrer Gruppe „Kembatti Mentti Gezzimma“ (KMG) konnte die Zahl der neu
beschnittenen Mädchen laut einer Studie des UNO-Kinderhilfswerk UNICEF aus dem Jahr 2008 beinahe
auf null gesenkt werden. Montagabend findet die Preisverleihung in Wien statt.
Männer und Frauen in Diskussionsprozesse eingebunden
KMG wurde 1997 von Bogaletch Gebre und ihrer Schwester Fikrte gegründet. Die Arbeit gegen FGM
nahm die Gruppe im Jahr 2000 auf. Ihr Ansatz ist Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit in den
jeweiligen Dörfern und Städten. Wichtig sei bei der Arbeit, dass sowohl Männer als auch Frauen
jeglichen Alters in den Prozess eingebunden werden. „Zusätzlich dazu hatten wir bei den
Gesprächsrunden auch zwei Personen dabei, die grundlegende Fakten zum Thema lieferten. Etwa,
dass weder in der Bibel noch im Koran etwas über Genitalbeschneidung steht, welche Risiken die
Beschneidung für Mädchen birgt und dass schon viele daran gestorben sind.“ In Äthiopien umfasste
die Umschneidung traditionell das Wegschneiden der Klitoris sowie der inneren und der äußeren
Schamlippen.
„Wir haben einen wochenlangen Diskussionsprozess bei den Gruppen zugelassen, bis sie selbst zu
dem Ergebnis kamen, dass man diese Praxis beenden müsse“, erklärte Gebre. Laut Gebre sei
Genitalbeschneidung weder eine äthiopische noch afrikanische Tradition. „Ich weiß nicht, woher das
Phänomen kommt“, sagte sie. Auf der Hand liege, dass es dazu diene, in einem patriarchalen System
Frauen zu kontrollieren und gefügig zu machen, und sie ihrer sexuellen Lust zu berauben.
Demonstrative Hochzeit
Bereits zwei Jahre nach Aufnahme der Tätigkeiten der Organisation konnte der erste große Erfolg
verbucht werden: Ein junges Paar entschloss sich zu heiraten. „Sie war unbeschnitten und die beiden
feierten ihre Hochzeit in aller Öffentlichkeit“, schilderte Gebre erfreut. „Insgesamt waren 3.000 Gäste
gekommen und die religiösen Führer segneten die Ehe vor den Augen aller ab.“ Daraufhin sei eine Art
Wettbewerb in der Nachbarschaft entstanden: „Plötzlich wollte jeder eine unbeschnittene Frau
heiraten“, so die Preisträgerin.
„Ich weiß nicht, ob ich den Kampf gewonnen habe. Wir verbuchen Erfolge in den Gemeinschaften“,
sagte Gebre. „Aber es gibt zusätzlich zur Beschneidung zahlreiche Bereiche, in denen die Rechte der
Frauen verletzt werden.“ Die Arbeit sei erst getan, wenn Frauen die gleichen Rechte und Freiheiten
sowie den gleichen Wert wie Männer besitzen würden. „Ich hoffe, dass Gewalt gegen Frauen im Namen
der Tradition eines Tages aufhört“, sagte Gebre. Jede menschenrechtsverletzende Kultur sei ein
System, dass im 21. Jahrhundert nicht mehr akzeptiert werden dürfe. (APA, 10.6.2013)
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Kembatti Mentti Gezzimma Ethiopia
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