Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Im Gespräch

Donnerstag
19. Mai 2011
21:00
„Denn Sie töten den Geist nicht, Ihr Brüder und Schwestern“.
Dr. Barbara Preitler – „Hemayat“, eine der Preisträger/innen des Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreises 2011 im Gespräch mit Michael Kerbler
Das Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende, Hemayat, erhält in diesem Jahr gemeinsam mit der Kärntner Flüchtlingshilfe-Organisation ASPIS, dem psychosozialen Zentrum ESRA sowie dem von Daniel Barenboim gegründeten West-Eastern Divan Orchestra den Bruno Kreisky Menschenrechtspreis . Übrigens: Das Wort „Hemayat“ stammt aus dem arabischen Sprachraum und bedeutet „Betreuung“ und „Schutz“.

Barbara Preitler

im Gespräch mit Michael Kerbler

Flüchtlinge in einem Polizeianhaltelager in Wien
Flüchtlinge in einem Polizeianhaltelager in Wien

Die Idee, einen „Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte“ zu stiften, entstand vor dem 65. Geburtstag des ehemaligen Bundeskanzlers. Damals verzichtete Bruno Kreisky auf Geschenke. Ein Grund für den damaligen Wiener Bürgermeister Leopold Gratz und den Präsidenten des ÖGB, Anton Benya, eine Stiftung und einen Menschenrechtspreis anzuregen, die den Namen Kreiskys tragen sollten.

Damals – Mitte der 1970er Jahre – standen vor allem Menschenrechtsverletzungen in den Diktaturen Mittel- und Südamerikas, die Unterdrückung der Bürger- und Freiheitsrechte in den kommunistischen Staaten sowie im Apartheid-System im südlichen Afrika im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Es überraschte daher nicht, dass sich unter den ersten Preisträgern sowohl prominente Persönlichkeiten wie auch Organisationen befanden, die sich für politische Gefangene und gegen politisch motivierte Verfolgung engagierten. Kardinal Raúl Silva Henríquez aus Chile, Issam Sartawi aus Palästina, Arie Lova Eliav aus Israel und der Erzbischof Miguel Obando y Bravo aus Nicaragua zählten neben Amnesty International und anderen zu den ersten Preisträgern.

Dass Bruno Kreisky sich für politisch Verfolgte einsetzte, wurzelt auch in seiner Biografie. Er wurde sowohl vom Dollfuß-Regime 1935 für 15 Monate als auch von den Nationalsozialisten 1938 weitere fünf Monate eingekerkert und schließlich in das Exil nach Schweden getrieben, von wo er erst 1951 zurückkehrte.

Unter den diesjährigen Preisträgern befinden sich Personen und Organisationen, die sich um die Betreuung von Flüchtlingen verdient gemacht haben. In seiner letzten Laudatio, die Bruno Kreisky 1986 den Preisträgern nur mehr schriftlich übermitteln konnte, heißt es an die Adresse der Unterdrücker gerichtet: „Wer ein relativ langes Leben hinter sich hat und viele Höhen und Tiefen durchmessen konnte, weiß, dass immer wieder der geknebelte Geist sich erhebt. Lassen sie mich schließen mit dem Wort der Verheißung, das viele von uns ein Leben lang beseelte: Denn Sie töten den Geist nicht, Ihr Brüder und Schwestern.“
 
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