Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Ute Bock (Österreich)

Ute Bock wurde 1942 in Linz geboren. Nach der Matura arbeitete sie ein Jahr in der Privatwirtschaft, bevor sie sich entschloss, Erzieherin zu werden. 1969 kam sie als Angestellte der Gemeinde Wien ins Gesellenheim Zohmanngasse im 10. Bezirk, 1976 wurde sie Leiterin dieses Heims. Seit Anfang der Neunzigerjahre vermittelte das Jugendamt ausländische Jugendliche an Ute Bock. Waren es zunächst Kinder aus Gastarbeiterfamilien, so kamen später auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, die in Österreich um Asyl ansuchten, in die Zohmanngasse. Ute Bock war viele Jahre hindurch die letzte Adresse für Jugendliche, die niemand wollte, weil in der Zohmanngasse kein Jugendlicher – egal woher er stammte – abgewiesen wurde.

Im September 1999 wurden bei einer Razzia in ihrem Heim mehr als 30 afrikanische Jugendliche und junge Erwachsene wegen des Verdachts auf Drogenhandel festgenommen. Ute Bock wurde wegen Bandenbildung und Drogenhandels angezeigt und kurzfristig vom Dienst suspendiert. Die Anklage gegen Ute Bock wurde fallengelassen, die Suspendierung aufgehoben, aber die Gemeinde Wien verbot Ute Bock, afrikanische AsylwerberInnen weiterhin in ihrem Heim unterzubringen. Weil Ute Bock es nicht übers Herz brachte, die jungen Menschen auf die Straße zu setzen, organisierte sie private Wohngemeinschaften, die sie selbst finanzierte und in ihrer Freizeit betreute. Seit Ute Bock im August 2000 in Pension ging, kümmert sie sich rund um die Uhr um ihre Schützlinge. Ihr anfänglich kleines Wohnprojekt umfasst mittlerweile rund 60 Wohnungen, in denen sie über 310 Menschen Unterkunft und Verpflegung bietet. Zusätzlich hat sie für mehrere hundert AsylwerberInnen, die keinerlei staatliche Unterstützung erhalten, aber auch nicht arbeiten dürfen, zumindest eine Meldeadresse und juristische Beratung organisiert, damit sie ihre Asylverfahren weiterführen können. Bezahlt hat Ute Bock ihre Unterkünfte für obdachlose Asylwerber von ihrer Pension, Erspartem, Preisgeldern und Spenden.
Für ihr soziales Engagement wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. So wurde ihr der UNHCR-Flüchtlingspreis (2000), der Bruno Kreisky-Preis für Menschenrechte (2002), der Dr. Karl Renner-Preis (2003), der Humanitätspreis des Roten Kreuzes (2004) und der Spin the Globe-Award von Siemens (2004) verliehen. Im Jahr 2000 wurde von SOS Mitmensch ein eigener „Ute Bock-Preis für Zivilcourage“ gestiftet.

Inhalt/ Weitere Informationen:
http://www.fraubock.at/utebock.html