Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Kreisky-Preis für in Syrien inhaftierten Reporter

11.06.13 Kreisky-Preis für inSyrieninhaftiertenReporter > KleineZeitung
www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3330700/kreisky-preis-fuer-syrien-inhaftierten-reporter.story 1/1
Zuletzt aktualisiert: 10.06.2013 um 07:26 Uhr

Der Bruno-Kreisky-Preis für die Verdienste um die Menschenrechte geht heuer an den
syrischen Journalisten und Aktivisten Mazen Darwish, der seit Februar 2012 vom Regime
unter Präsident Assad in Haft gehalten wird. Darwish werde geehrt, weil er sich für
Pressefreiheit eingesetzt und auf das Verschwinden von Berichterstattern in seinem
Heimatland aufmerksam gemacht habe, lautete die Begründung.
Darwish hat im Jahr 2004 das „Syrian Center for Media and Freedom of Expression“ (SCM)
gemeinsam mit anderen Aktivisten gegründet und laut Aussendung unter anderem über die
Situation der politischen Gefangenen in seinem Heimatland berichtet. Aufgrund seines
Engagements sei über Darwish bereits im Jahr 2007 ein Reiseverbot verhängt worden.
Mehrmals habe man ihn inhaftiert, zuletzt im Februar 2012 mit der Stürmung der Büros
seiner Organisation. Bis heute wurde er nicht entlassen. An seiner statt wird seine Ehefrau
Yara Bader den Preis am Montagabend um 19:00 Uhr im Prunksaal der Nationalbibliothek in
Wien entgegennehmen.
Ebenfalls geehrt wird die äthiopische Menschenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre laut
Kreisky-Stiftung für ihren unermüdlichen und erfolgreichen Kampf gegen weibliche
Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland. Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie die
„Kembatti Mentti Gezzimma-Tope“ (KGM) Gruppe gegründet, die sich in Äthipien bis heute
für Frauenrechte und marginalisierte Gruppen einsetzt. Zusätzlich dazu setzt die KGM
Frauengesundheits- und Bildungsprogramme um.
Als Dritte im Bunde erhält Cecily Corti, Obfrau der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan und
Mitbegründerin der Obdachlosen-Einrichtung VinziRast in Wien, die Auszeichnung. Die
VinziRast in Wien-Meidling ist eine Notschlafstelle mit 48 Betten für Obdachlose, zusätzlich
dazu wurden im Jahr 2008 das VinziRast-CortiHaus mit 16 Wohnungen und im Jahr 2011
eine Wohngemeinschaft für alkoholkranke Obdachlose eröffnet. Corti wurde bisher u.a. mit
dem Goldenen Verdienstzeichen

Äthiopische Frauenrechtsaktivistin Gebre ausgezeichnet

11.06.13 ÄthiopischeFrauenrechtsaktivistinGebreausgezeichnet- dieStandard.at› Politik
diestandard.at/1369363188974/Aethiopische-Frauenrechtsaktivistin-Bogaletch-Gebre-ausgezeichnet 1/2
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I

hre Aufklärungsarbeit hat dazu beigetragen, dass
sich die Zahl der beschnittenen Mädchen in Äthiopien stark verringerte
Wien – Die äthiopische Frauenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre erhält den Bruno-KreiskyMenschenrechtspreis für ihre Arbeit gegen die Genitalbeschneidung in ihrem Heimatland. Durch ihren
Einsatz und die Arbeit ihrer Gruppe „Kembatti Mentti Gezzimma“ (KMG) konnte die Zahl der neu
beschnittenen Mädchen laut einer Studie des UNO-Kinderhilfswerk UNICEF aus dem Jahr 2008 beinahe
auf null gesenkt werden. Montagabend findet die Preisverleihung in Wien statt.
Männer und Frauen in Diskussionsprozesse eingebunden
KMG wurde 1997 von Bogaletch Gebre und ihrer Schwester Fikrte gegründet. Die Arbeit gegen FGM
nahm die Gruppe im Jahr 2000 auf. Ihr Ansatz ist Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit in den
jeweiligen Dörfern und Städten. Wichtig sei bei der Arbeit, dass sowohl Männer als auch Frauen
jeglichen Alters in den Prozess eingebunden werden. „Zusätzlich dazu hatten wir bei den
Gesprächsrunden auch zwei Personen dabei, die grundlegende Fakten zum Thema lieferten. Etwa,
dass weder in der Bibel noch im Koran etwas über Genitalbeschneidung steht, welche Risiken die
Beschneidung für Mädchen birgt und dass schon viele daran gestorben sind.“ In Äthiopien umfasste
die Umschneidung traditionell das Wegschneiden der Klitoris sowie der inneren und der äußeren
Schamlippen.
„Wir haben einen wochenlangen Diskussionsprozess bei den Gruppen zugelassen, bis sie selbst zu
dem Ergebnis kamen, dass man diese Praxis beenden müsse“, erklärte Gebre. Laut Gebre sei
Genitalbeschneidung weder eine äthiopische noch afrikanische Tradition. „Ich weiß nicht, woher das
Phänomen kommt“, sagte sie. Auf der Hand liege, dass es dazu diene, in einem patriarchalen System
Frauen zu kontrollieren und gefügig zu machen, und sie ihrer sexuellen Lust zu berauben.
Demonstrative Hochzeit
Bereits zwei Jahre nach Aufnahme der Tätigkeiten der Organisation konnte der erste große Erfolg
verbucht werden: Ein junges Paar entschloss sich zu heiraten. „Sie war unbeschnitten und die beiden
feierten ihre Hochzeit in aller Öffentlichkeit“, schilderte Gebre erfreut. „Insgesamt waren 3.000 Gäste
gekommen und die religiösen Führer segneten die Ehe vor den Augen aller ab.“ Daraufhin sei eine Art
Wettbewerb in der Nachbarschaft entstanden: „Plötzlich wollte jeder eine unbeschnittene Frau
heiraten“, so die Preisträgerin.
„Ich weiß nicht, ob ich den Kampf gewonnen habe. Wir verbuchen Erfolge in den Gemeinschaften“,
sagte Gebre. „Aber es gibt zusätzlich zur Beschneidung zahlreiche Bereiche, in denen die Rechte der
Frauen verletzt werden.“ Die Arbeit sei erst getan, wenn Frauen die gleichen Rechte und Freiheiten
sowie den gleichen Wert wie Männer besitzen würden. „Ich hoffe, dass Gewalt gegen Frauen im Namen
der Tradition eines Tages aufhört“, sagte Gebre. Jede menschenrechtsverletzende Kultur sei ein
System, dass im 21. Jahrhundert nicht mehr akzeptiert werden dürfe. (APA, 10.6.2013)
Link
Kembatti Mentti Gezzimma Ethiopia
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Kreisky-Menschenrechtspreis für in Syrien inhaftierten Journalisten

APA0020 / 10.06 Mo, 10.Jun 2013

Syrer Mazen Darwish für Einsatz um Pressefreiheit, Äthiopierin Bogaletch Gebre in Kampf gegen Genitalverstümmelung und Österreicherin Cecily Corti für Engagement für Obdachlosegeehrt

Damaskus/Addis Abeba/Wien (APA) – Der Bruno-Kreisky-Preis für die Verdienste um die Menschenrechte geht heuer an den syrischen Journalisten und Aktivisten Mazen Darwish, der seit Februar 2012 vom Regime unter Präsident Bashar al-Assad in Haft gehalten wird. Darwish werde auf Vorschlag der internationalen Preiskommission geehrt, weil er sich für Pressefreiheit eingesetzt und auf das Verschwinden von Berichterstattern und Bloggern in seinem Heimatland aufmerksam gemacht habe, begründete die Kreisky-Stiftung ihre Wahl.
Darwish hat im Jahr 2004 das „Syrian Center for Media and Freedom of Expression“ (SCM) gemeinsam mit anderen Aktivisten gegründet und laut Aussendung unter anderem über die Situation der politischen Gefangenen in seinem Heimatland berichtet. Aufgrund seines Engagements sei über Darwish bereits im Jahr 2007 ein Reiseverbot verhängt worden. Mehrmals habe man ihn inhaftiert, zuletzt im Februar 2012 mit der Stürmung der Büros seiner Organisation. Bis heute wurde er nicht entlassen. An seiner statt wird seine Ehefrau Yara Bader den Preis am Montagabend um 19:00 Uhr im Prunksaal der Nationalbibliothek in Wien entgegennehmen.
Ebenfalls geehrt wird die äthiopische Menschenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre laut Kreisky-Stiftung für ihren unermüdlichen und erfolgreichen Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland. Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie die „Kembatti Mentti Gezzimma-Tope“ (KGM) Gruppe gegründet, die sich in Äthipien bis heute für Frauenrechte und marginalisierte Gruppen einsetzt. Zusätzlich dazu setzt die KGM Frauengesundheits- und Bildungsprogramme um.
Als Dritte im Bunde erhält Cecily Corti, Obfrau der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan und Mitbegründerin der Obdachlosen-Einrichtung VinziRast in Wien, die Auszeichnung. Die VinziRast in Wien-Meidling ist eine Notschlafstelle mit 48 Betten für Obdachlose, zusätzlich dazu wurden im Jahr 2008 das VinziRast-CortiHaus mit 16 Wohnungen und im Jahr 2011 eine Wohngemeinschaft für alkoholkranke Obdachlose eröffnet. Corti wurde bisher u.a. mit dem Goldenen Verdienstzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
(S E R V I C E: SCM: http://scm.bz/?lang=en, KGM: http://kmg-ethiopia.org/, Vinzirast: http://www.vinzirast.at/)
(Schluss) elf/fat

Kreisky-Preisträgerin: Kampf für Frauenrechte „noch nicht gewonnen“

APA Mo, 10.Jun 2013

Durch Engagement von Kreisky-Menschenrechtspreisträgerin Gebre weibliche Genitalverstümmelung in Äthiopien kaum mehr
vorhanden

Wien (APA) – Die äthiopische Frauenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre wird am heutigen Montagabend für ihren Einsatz im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland mit dem Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreis geehrt. „Wir machen Fortschritte“, sagte sie der APA im Hinblick auf die globale und die äthiopische Frauenrechtslage. „Aber den Kampf haben wir noch nicht gewonnen.“ Durch ihren Einsatz und die Arbeit ihrer Gruppe „Kembatti Mentti Gezzimma“ (KMG) konnte die Zahl der Opfer von Genitalverstümmelung laut einer Studie des UNO-Kinderhilfswerk UNICEF aus dem Jahr 2008 beinahe auf null gesenkt werden.
Die Gruppe nahm ihre Arbeit im Jahr 2000 auf und setzte sich Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit zu den Risiken des Eingriffs für die betroffenen Mädchen innerhalb von dörflichen und städtischen Gemeinschaften zu Ziel. „Wir begaben uns in lange Diskussions- und Reflexionsprozesse mit den Gruppen“, erzählte Gebre. Wichtig sei bei der Arbeit, dass sowohl Männer als auch Frauen jeglichen Alters in den Prozess eingebunden seien. „Zusätzlich dazu hatten wir bei den Gesprächsrunden auch zwei Personen dabei, die grundlegende Fakten zum Thema lieferten. Etwa, dass weder in der Bibel noch im Koran etwas über Genitalbeschneidung steht, welche Risiken die Beschneidung für Mädchen birgt und dass schon viele daran gestorben sind.“ In Äthiopien sei die gängige Methode das Wegschneiden der Klitoris sowie der inneren und der äußeren Schamlippen gewesen.
„Wir haben einen wochenlangen Diskussionsprozess bei den Gruppen zugelassen, bis sie selbst zu dem Ergebnis kamen, dass man diese Praxis beenden müsse“, erklärte Gebre. So habe einmal ein 14-jähriges Mädchen gesagt, dass ihre Eltern sie doch beschützten und um ihre Gesundheit bemüht seien. „Sie dürfen mir doch nichts zuleide tun“, soll sie gesagt haben. „Wenn sie mich verletzen, dann ist das eine Kultur des Tötens.“ Laut Gebre sei Genitalbeschneidung jedoch weder eine äthiopische noch afrikanische Tradition. „Ich weiß nicht, woher das Phänomen kommt“, sagte sie. Auf der Hand liege, dass es dazu diene, in einem patriarchalen System Frauen zu kontrollieren und gefügig zu machen, und sie ihrer sexuellen Lust zu berauben.
Es sei ein großes Missverständnis im sogenannten Westen, dass Mütter ihren Töchtern Leid zufügen wollten, kritisierte Gebre. „Keine Mutter der Welt möchte ihre Tochter verletzen. Sie denken bloß, es sei ihr Pflicht, oder dass ihre Religion, das von ihnen verlange“, erklärte sie. Traditionell gelte die Beschneidung oft als Hochzeitsvorbereitung.
Bereits zwei Jahre nach Aufnahme der Tätigkeiten der Organisation konnte der erste große Erfolg verbucht werden: Ein junges Paar entschloss sich zu heiraten. „Sie war unbeschnitten und die beiden feierten ihre Hochzeit in aller Öffentlichkeit“, schilderte Gebre erfreut. „Insgesamt waren 3.000 Gäste gekommen und die religiösen Führer segneten die Ehe vor den Augen aller ab.“ Daraufhin sei eine Art Wettbewerb in der Nachbarschaft entstanden: „Plötzlich wollte jeder eine unbeschnittene Frau heiraten“, so die Preisträgerin.
„Ich weiß nicht, ob ich den Kampf gewonnen habe. Wir verbuchen Erfolge in den Gemeinschaften“, sagte Gebre. „Aber es gibt zusätzlich zur Beschneidung zahlreiche Bereiche, in denen die Rechte der Frauen verletzt werden.“ Die Arbeit sei erst getan, wenn Frauen die gleichen Rechte und Freiheiten sowie den gleichen Wert wie Männer besitzen würden. „Ich hoffe, dass Gewalt gegen Frauen im Namen der Tradition eines Tages aufhört“, sagte Gebre. Jede menschenrechtsverletzende Kultur sei ein System, dass im 21. Jahrhundert nicht mehr akzeptiert werden dürfe.
(Das Interview führte Mona El Khalaf/APA)