Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Paulinho Payakan (Brasilien)

Hinweis: Der folgende Beitrag ist noch zu Lebzeiten des Preisträgers entstanden. Paulinho Payakan ist am 16. Juni 2020 in Redenção, Pará verstorben.

Paulinho Payakan ist der Häuptling des Au-kre Dorf im brasilianischen Bundesstaat Para und der geistige und politische Führer des Volkes der Kayapo. Als einzige portugiesischsprechende Person im Dorf ist er seit seinem 18. Lebensjahr für den Kontakt mit den „Weißen“ Brasiliens zuständig. Seitdem hat er sich darum bemüht, eine Beziehung mit der industrialisierten Welt aufzubauen. Er hat die Abladung von Atommüll in den heiligen Bergen der Indianer durch umfangreiche Proteste verhindert. Er schuf auch eine neue Verfassung für die indigene Bevölkerung, die auf den Grundrechten basiert.

Paulinho Payakan interessierte sich seit seiner Jugend für Politik und internationale Beziehungen; ihm wurde das Amt des Außenministers angeboten.
Das größte Wasserkraftwerk in Brasilien sollte im Gebiet der Kayapo und anderer indigener Völker gebaut werden. Es hätte den Regenwald in diesem Bereich Brasiliens vollständig zerstört, indem es den gesamten Baumbestand unter Wasser gesetzt hätte. Paulinho Payakan lenkte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit im Rahmen einer Umweltkonferenz auf dieses Projekt. Das Ergebnis seines Engagements war, dass die Weltbank ihr Angebot von
$ 500.000.000 zurückzog und so der Bau der Staumauer verhindert wurde. Brasilien war mit diesen Entwicklungen unzufrieden und ließ Paulinho Payakan verhaften wegen seines „für den Staat schädlichen Verhaltens“, und drohte dem gesamten Volk der Kayapo mit dem Verlust ihres Hoheitsgebietes. Diese Vorgangsweise, zusammen mit dem Mord an seinem Freund Chico Mendes, bewegten Paulinho Payakan dazu die Altamira-Treffen ins Leben zu rufen. Diese Treffen begannen im Jahr 1989 und waren die ersten Konferenzen der gesamten amerikanischen Ureinwohner.

Paulinho Payakan war im Jahr 1992 in einen Skandal verwickelt, nachdem er wegen Vergewaltigung angeklagt und später verurteilt wurde. Sein Prozess brachte viele Problemfelder zwischen indigenen Völkern und der brasilianischen Bevölkerung ans Licht.
(„Die indigenen Völker Brasiliens und der Ansturm der Zivilisation“, Linda Rabben).