Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

2019 | 18. Verleihung

20. Mai 2019
Kassensaal der österreichischen Nationalbank

Die Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte 2019 wurden am 20. Mai im Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank vergeben.

Die internationale Jury des Bruno Kreisky Preises für Verdienste um die Menschenrechte hat die ägyptische Aktivistin Amal Fathy, sowie den Verein „Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“ und das Projekt „KENNE DEINE RECHTE“ auf Grund ihrer herausragenden Verdienste um die Sicherung der Menschenrechte als Preisträger*innen ausgewählt. Die Laudationes hielten Journalistin und Nahostexpertin Dr.in Gudrun Harrer (auf Amal Fathy) und Schriftsteller und Historiker Dr. Doron Rabinovici (auf den Verein „Shalom Alaikum“). Die Laudatio von Autorin und Journalistin Mag.a Corinna Milborn (auf das Projekt „KENNE DEINE RECHTE“ wurde in Vertretung von der Generalsekretärin des Kreisky Forums, Frau Mag.a Gertraud Auer Borea d’Olmo verlesen.

Amal Fathy ist Mitglied der ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheiten (ECRF), einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die Folter, Verschleppungen und außergerichtliche Tötungen in Ägypten dokumentiert. Im Mai 2018 veröffentlichte sie auf ihrer Facebook-Seite ein Video, in dem sie die sexuelle Belästigung, der sie an diesem Tag ausgesetzt war, und den passiven Umgang der Regierung mit derartigen Vorfällen, sowie die sich verschlechternden Lebensbedingungen und die schlechte Menschenrechtssituation in Ägypten anprangerte. In der Folge wurde sie verhaftet und für acht Monate in Untersuchungshaft gehalten und verhört. Im Zusammenhang mit ihrem Video wurden ihr die „Verbreitung falscher Tatsachen zur Störung der nationalen Sicherheit“ und die Veröffentlichung eines „unanständigen Videos“ vorgeworfen. Vor Gericht verteidigte Amal Fathy die in ihrem Video getroffenen Aussagen als wahrheitsgetreu und argumentierte, dass sexuelle Belästigung in Ägypten weit verbreitet ist. Am 30. Dezember 2018, drei Tage nach ihrer bedingten Freilassung wurde eine zweijährige Gefängnisstrafe gegen Amal Fathy verhängt. Sie ist derzeit der Gefahr ausgesetzt jederzeit wieder verhaftet zu werden um die Haftstrafe gegen sie zu vollstrecken. Die Auszeichnung für Amal Fathy wurde von ihrem Ehemann Mohamed Lotfy in Vertretung entgegengenommen.

Dr.in Gudrun Harrer bei ihrer Laudatio auf die internationale Preisträgerin Amal Fathy
Amal Fathy wurde bei der Preisverleihung von ihrem Ehemann Mohamed Lotfy vertreten. Hier gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte, Gouverneur Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny.

„Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“ – im Herbst 2015 von einer Gruppe engagierter jüdischer Frauen gegründet – handelt nach dem Grundsatz der Tora: „Liebe deinen Nächsten wie dich“ (Lev. 19.18b). Das kleine ehrenamtliche Team steht im täglichen engen Kontakt mit nach Wien geflüchteten Familien und begleitet sie längerfristig. Spenden kommen zu 100% direkt den Geflüchteten zu Gute, da das Vorstandsteam die notwendige Infrastruktur kostenlos zur Verfügung stellt. Menschen, die ihrer Heimat und Familien beraubt wurden und oft nur mehr ihre bloße Würde besitzen, brauchen Beratung, Trost und Unterstützung. Wir helfen auf Augenhöhe durch intensive, persönliche Betreuung und geben ihnen familiäre und gesellschaftliche Unterstützung damit sie ihr eigenes Leben wieder würdevoll selbst in die Hand nehmen können. Wir sind nicht nur Helferinnen, sondern auch Vertrauenspersonen. Beweggrund zu unserer Initiative war das Schicksal unserer Familien durch die NS-Machtergreifung im März 1938: Ein Land nach dem anderen schloss seine Grenzen für jüdische Flüchtlinge. Wir sind die Enkelkinder dieser Generation und wissen, wie dankbar unsere Familien all jenen Menschen waren, die ihnen beim Überleben geholfen haben. Beruhend auf der Basis des Judentums setzt sich Shalom Alaikum für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und ein Miteinander der Religionen ein. Den Geflüchteten wollen wir das geben, was sie so dringend benötigen und suchen: ein Willkommen-Sein in unserer Gesellschaft.

Die Vorständinnen des Vereins „Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“ mit der Auszeichnung.
Dr. Doron Rabinovici hielt die Laudatio auf den Verein „Shalom Alaikum“

KENNE DEINE RECHTE ist das 2010 initiierte Jugendbeteiligungsprojekt des Menschenrechtsbeirats der Stadt Graz mit dem Ziel, das Interesse junger Menschen für Menschenrechte zu wecken und zu fördern. Die TeilnehmerInnen (14-24 Jahre) bilden jährlich ein Redaktionsteam und veröffentlichen ihre Artikel, Interviews, Videos oder Fotostrecken zu menschenrechtlichen und gesellschaftspolitischen Themen auf der Plattform www.kennedeinerechte.at. Diese bietet auch grundlegende Informationen zu Menschenrechten, Fragen und Antworten. Organisatorische und inhaltliche Unterstützung bekommen die Jugendlichen vom ETC Graz als Geschäftsstelle des Menschenrechtsbeirats. Mag.a Alexandra Stocker und David Weiss, MA vom Projektteam sehen ihre Aufgabe vor allem im Ermöglichen: „An Motivation und Ideen fehlt es jungen Menschen nicht. Wir schaffen die Rahmenbedingungen und bieten ein Sprachrohr für ihre Anliegen. Über 60 großartige TeilnehmerInnen wurden in den letzten Jahren zu MenschenrechtsjournalistInnen ausgebildet und tragen mit uns gemeinsam zu mehr Menschenrechtsbewusstsein bei.“

Vertreter*innen des Projekts „KENNE DEINE RECHTE“ gemeinsam mit der Generalsekretärin des Kreisky Forums, Frau Mag.a Gertraud Auer Borea d’Olmo, und Vorsitzenden des Kuratoriums der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte, Gouverneur Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny.

Begründungen der Jury zur Auswahl der Preisträger*innen:

Amal Fathy wurde auf Grund ihres Einsatzes für Menschenrechte und gegen sexuelle Belästigung in Ägypten ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheiten und derzeit der Gefahr ausgesetzt jederzeit verhaftet zu werden um eine gegen sie verhängte Haftstrafe zu vollstrecken.

Der Verein „Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“ wurde für seine Leistungen im Bereich der Unterstützung und Betreuung nach Wien geflüchteter Familien ausgezeichnet. Seit Herbst 2015 unterstützen Mitglieder des Vereins Geflüchtete durch intensive persönliche Betreuung dabei, ihr eigenes Leben wieder würdevoll selbst in die Hand nehmen zu können.

Das Projekt „KENNE DEINE RECHTE“ wurde auf Grund seiner Verdienste um die Förderung des Wissens um und des Interesses an Menschenrechten geehrt. Im Rahmen des Projekts werden seit 2010 Artikel und Videos zum Thema Menschenrechte veröffentlicht und junge Teilnehmer*innen zu Menschenrechtsjournalist*innen ausgebildet.

Verleihung des Ehrenpreises 2019

2019 haben die unabhängige Jury und das Kuratorium der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte einstimmig beschlossen, Michael Landau, den Präsidenten der Caritas in Österreich für seinen ganz besonderen Einsatz für die Menschenrechte mit dem Ehrenpreis der Bruno Kreisky Stiftung für die Verdienste um die Menschenrechte auszuzeichnen. Der Preis wurde am 21. Oktober 2019 im Ringturm in Wien vergeben.

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