Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Verleihung des Ehrenpreises 2019 an Michael Landau

Der Ehrenpreis der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte wird seit 2007 für ganz besonderes Engagement und nachhaltige Verdienste zur Durchsetzung, Förderung und Weiterentwicklung der Menschenrechte verliehen.

2019 haben die unabhängige Jury und das Kuratorium der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte einstimmig beschlossen, Michael Landau, den Präsidenten der Caritas in Österreich für seinen ganz besonderen Einsatz für die Menschenrechte mit dem Ehrenpreis der Bruno Kreisky Stiftung für die Verdienste um die Menschenrechte auszuzeichnen. Der Preis wurde am 21. Oktober 2019 im Ringturm in Wien vergeben.

Der Preisträger Michael Landau bei seiner Dankesrede

Msgr. DDr. Michael Landau, der 1992 zum Priester geweiht wurde, hat sich als Leiter der Caritas Wien ab 1995 und seit 2013 als Präsident der Caritas Österreich nachhaltig und mit großem Engagement immer – auch öffentlich gegen den kulturellen und politischen Zeitgeist agierend – zur uneingeschränkten Aufrechterhaltung und Durchsetzung der Menschenrechte in Österreich und in der Welt eingesetzt. Im Sinne der Stiftungssatzung hat Präsident Landau die Tradition seiner Vorgänger in der Caritas durch humanitäre bzw. karitative Hilfe in einer außerordentlichen Dimension nicht nur fortgesetzt, sondern weiter ausgebaut.

Michael Köhlmeier bei seiner Laudatio auf den Preisträger

Bisherige Preisträger waren Kofi Annan für sein Engagement zur Durchsetzung der Menschenrechte als UNO-Generalsekretär, Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck in besonderer Anerkennung seiner juristischen Arbeit im Rahmen des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und Manfred Nowak für sein nachhaltig wirkendes Lebenswerk als unermüdlicher Menschenrechtsverteidiger im Rahmen der Vereinten Nationen und in Österreich, als Menschenrechtslehrer an der Universität Wien und international sowie als erfolgreicher Institutsgründer.

Die Journalistin Johanna Hager moderierte die Podiumsdiskussion mit Preisträger Michael Landau und Laudator Michael Köhlmeier zum Thema: „Haben Menschenrechte eine Zukunft?“

Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte 2019

18. Verleihung der Bruno Kreisky Preise für Verdienste um die Menschenrechte
Kassensaal der Oesterreichischen nationalbank, Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien 20. Mai 2019, 18.00 uhr

Begrüßung:
Gouverneur

Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny
Vorsitzender des Kuratoriums der Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte

Die Preisträgerinnen und Preisträger 2019 in der Übersicht:

Internationale Nominierung: Amal Fathy
Mit Laudatio von Dr.in Gudrun Harrer (Journalistin/Nahostexpertin)

Nationale Nominierung: Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees
Mit Laudatio von Dr. Doron Rabinovici (Schriftsteller/Historiker)

Nationale Nominierung: Projekt „Kenne deine Rechte“
Mit Laudatio von Mag.a Corinna Milborn (Autorin/Journalistin)

Dank und Schlussworte:
Univ. Prof. DDr. Oliver Rathkolb

Vorstandsmitglied, Bruno Kreisky Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte

anschließender Empfang

Die Bruno Kreisky Stiftung wird am 20. Mai 2019 ab 18 Uhr im Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank (Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien) den nach dem Bundeskanzler Bruno Kreisky benannten, ältesten renommierten Menschenrechtspreis Österreichs vergeben.

Die internationale Jury des Bruno Kreisky Preises für Verdienste um die Menschenrechte hat den internationalen Bruno Kreisky Menschenrechts-Preis einstimmig an die ägyptische Aktivistin Amal Fathy für ihre herausragenden Verdienste um die Sicherung der Menschenrechte verliehen.

Amal Fathy ist Mitglied der ägyptischen Kommission für Rechte und Freiheiten (ECRF), einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die Folter, Verschleppungen und außergerichtliche Tötungen in Ägypten dokumentiert. Im Mai 2018 veröffentlichte sie auf ihrer Facebook-Seite ein Video, in dem sie die sexuelle Belästigung, der sie an diesem Tag ausgesetzt war, und den passiven Umgang der Regierung mit derartigen Vorfällen, sowie die sich verschlechternden Lebensbedingungen und die schlechte Menschenrechtssituation in Ägypten anprangerte. In der Folge wurde sie verhaftet und für acht Monate in Untersuchungshaft gehalten und verhört. Im Zusammenhang mit ihrem Video wurden ihr die „Verbreitung falscher Tatsachen zur Störung der nationalen Sicherheit“ und die Veröffentlichung eines „unanständigen Videos“ vorgeworfen. Vor Gericht verteidigte Amal Fathy die in ihrem Video getroffenen Aussagen als wahrheitsgetreu und argumentierte, dass sexuelle Belästigung in Ägypten weit verbreitet ist. Am 30. Dezember 2018, drei Tage nach ihrer bedingten Freilassung wurde eine zweijährige Gefängnisstrafe gegen Amal Fathy verhängt. Sie ist derzeit der Gefahr ausgesetzt jederzeit wieder verhaftet zu werden um die Haftstrafe gegen sie zu vollstrecken.

Neben dem Preis für Verdienste um die Menschenrechte an Amal Fathy werden noch weitere Preise an den Verein „Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“ und an das Projekt „KENNE DEINE RECHTE“ vergeben, die in Österreich einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Menschenrechte leisten.

„Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees“ – im Herbst 2015 von einer Gruppe engagierter jüdischer Frauen gegründet – handelt nach dem Grundsatz der Tora: „Liebe deinen Nächsten wie dich“ (Lev. 19.18b). Das kleine ehrenamtliche Team steht im täglichen engen Kontakt mit nach Wien geflüchteten Familien und begleitet sie längerfristig. Spenden kommen zu 100% direkt den Geflüchteten zu Gute, da das Vorstandsteam die notwendige Infrastruktur kostenlos zur Verfügung stellt. Menschen, die ihrer Heimat und Familien beraubt wurden und oft nur mehr ihre bloße Würde besitzen, brauchen Beratung, Trost und Unterstützung. Wir helfen auf Augenhöhe durch intensive, persönliche Betreuung und geben ihnen familiäre und gesellschaftliche Unterstützung damit sie ihr eigenes Leben wieder würdevoll selbst in die Hand nehmen können. Wir sind nicht nur Helferinnen, sondern auch Vertrauenspersonen. Beweggrund zu unserer Initiative war das Schicksal unserer Familien durch die NS-Machtergreifung im März 1938: Ein Land nach dem anderen schloss seine Grenzen für jüdische Flüchtlinge. Wir sind die Enkelkinder dieser Generation und wissen, wie dankbar unsere Familien all jenen Menschen waren, die ihnen beim Überleben geholfen haben. Beruhend auf der Basis des Judentums setzt sich Shalom Alaikum für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und ein Miteinander der Religionen ein. Den Geflüchteten wollen wir das geben, was sie so dringend benötigen und suchen: ein Willkommen-Sein in unserer Gesellschaft.

KENNE DEINE RECHTE ist das 2010 initiierte Jugendbeteiligungsprojekt des Menschenrechtsbeirats der Stadt Graz mit dem Ziel, das Interesse junger Menschen für Menschenrechte zu wecken und zu fördern. Die TeilnehmerInnen (14-24 Jahre) bilden jährlich ein Redaktionsteam und veröffentlichen ihre Artikel, Interviews, Videos oder Fotostrecken zu menschenrechtlichen und gesellschaftspolitischen Themen auf der Plattform www.kennedeinerechte.at. Diese bietet auch grundlegende Informationen zu Menschenrechten, Fragen und Antworten. Organisatorische und inhaltliche Unterstützung bekommen die Jugendlichen vom ETC Graz als Geschäftsstelle des Menschenrechtsbeirats. Mag.a Alexandra Stocker und David Weiss, MA vom Projektteam sehen ihre Aufgabe vor allem im Ermöglichen: „An Motivation und Ideen fehlt es jungen Menschen nicht. Wir schaffen die Rahmenbedingungen und bieten ein Sprachrohr für ihre Anliegen. Über 60 großartige TeilnehmerInnen wurden in den letzten Jahren zu MenschenrechtsjournalistInnen ausgebildet und tragen mit uns gemeinsam zu mehr Menschenrechtsbewusstsein bei.“ Aktuell wird das zehnte Projektjahr vorbereitet, für das Redaktionsteam 2019/20 können sich Interessierte zwischen 14 und 24 Jahren bewerben.

Die Bruno Kreisky Stiftung trauert um Kofi Anan und Uri Avnery, die knapp hintereinander am 18. bzw. am 20. August verstorben sind

Kofi Annan

Geboren in Kumasi, Ghana, am 8.April 1938, studierte Annan an der Universität für Wissenschaft und Technologie in Kumasi und absolvierte sein Grundstudium der Wirtschaftswissenschaften am Macalester College in den Vereinigten Staaten im Jahre 1961. Von 1961 bis 1962 absolvierte er Studiengänge in Wirtschaftswissenschaften am Institut universitaire des hautes études internationales in Genf. Als Fellow am Massachusetts Institute of Technology (1971 – 1972) erhielt Annan einen Master of Science in Management.

Kofi Annan kam im Jahre 1962 zur UN, wo er anfangs für die Weltgesundheitsorganisation in Genf arbeitete. Im UN-Hauptquartier in New York arbeitete er in den unterschiedlichsten Bereichen in leitenden Positionen, unter anderem in der Personalwirtschaft (1987-1990), Haushalt und Finanzen (1990-1992) und Friedenssicherung (1992-1996). Bevor er UN-Generalsekretär wurde, erhielt er eine Reihe von besonderen Aufgaben, unter anderem die Führung erster Verhandlungen mit Bagdad über den Verkauf von Erdöl um humanitäre Hilfsmaßnahmen zu finanzieren.
Als Generalsekretär hat Kofi Annan sein Geschick in mehreren heiklen politischen Situationen unter Beweis stellen müssen; der Versuch, im Jahr 1998 den Irak zur Einhaltung der Resolutionen des Sicherheitsrates zu bewegen, sowie im Jahre 1999 die festgefahrene Situation zwischen Libyen und dem Sicherheitsrat aufzulockern sind nur zwei Beispiele dafür. Seit den erneuten Gewalteskalationen im Nahen Osten im September 2000 hat sich Kofi Annan bemüht, Israelis und Palästinenser zu ermutigen, ihre Differenzen durch Verhandlungen basierend auf dem Prinzip „Land für Frieden“ beizulegen.

Die Bekämfung der AIDS-Epidemie hat Kofi Annan als seine „persönliche Priorität“ gesehen; so wurde auf Vorschlag des Generalsekretärs im April 2001 ein globaler Aids- und Gesundheitsfonds eingerichtet, der seitdem mehr als 1,5 Milliarden $ durch Spenden und Beiträge eingebracht hat.

Kofi Annan hat während seiner Dekade als UN-Generalsekretär wie kein anderer zur Weiterentwicklung des internationalen Menschenrechtsschutzes im UN-System beigetragen. Besonders hervorzuheben ist auch seine Initiative zum UN Global Compact, einem Vertrag zwischen der UN, der Internationalen Handelskammer und weltweit führenden multinationalen Unternehmen zur Globalisierung sozialer und ökologischer Standards, sowie zu den UN Millennium Development Goals, acht Zielen zur globalen Armutsbekämpfung. Kofi Annan hat Ehrendoktorwürden von Universitäten in Afrika, Asien, Europa und Nordamerika, sowie eine Reihe weiterer Preise und Auszeichnungen, wie auch den Friedensnobelpreis für seine Verdienste um die Ziele und Zwecke der Vereinten Nationen erhalten.

Inhalt/ Weitere Informationen:
http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/2001/annan-bio.html

Uri Avnery

Uri Avnery wurde am 1. September 1923 geboren und stammt aus einer jüdischen Familie in Beckum, Deutschland. 1933 verließ seine Familie Deutschland und zog nach Israel.

Avnery gründete „Gush Shalom“ im Jahr 1993, weil er fühlte, dass die anderen Friedensgruppen nicht stark genug waren, um wirksam gegen die neue Regierung von Yitzhak Rabin aufzutreten. Gush Shalom bedeutet Friedensblock. Diese Organisation bemüht sich um den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Sie gehört keiner politischen Partei an und ihr Schwerpunkt ist die Veränderung der öffentlichen Meinung in Israel. Gush Shalom empfiehlt die „Grüne Linie“, die es vor 1967 schon gegeben hatte, mit Jerusalem als Hauptstadt beider Länder. Gush Shalom hat nur einige hunderte aktive Mitglieder, wird aber von tausenden Menschen unterstützt. Diese organisieren nicht nur viele Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen in Israel, sondern auch Ausbildungsprogramme für Friedensaktivitäten. Uri Avnery wurde als Autor mit seinem Buch „In den Feldern der Philister“ bekannt. Es handelt sich um ein Tagebuch aus dem Krieg von 1948. Er erwarb in den darauf folgenden Jahren die Zeitschrift haOlam haZeh und blieb vierzig Jahre lang deren Chefredakteur. Darin weist er der Regierung Korruptionsfälle nach. Die Regierung drohte ihm mit der Auflösung der Zeitung . Die Konsequenz bestand darin, dass die UnterstützerInnen der Zeitschrift eine politische Partei gegründet haben, die sogar ein Mandat in der Knesset im Jahre 1965 gewonnen hat. Avnery war selbst zehn Jahre Mitglied der Knesset. Zur Zeit schreibt er einmal wöchentlich eine Online-Kolumne, die Gush Shalom publiziert. Hier diskutiert er wesentliche politische Themen.

http://www.uri-avnery.de
http://www.gush-shalom.org

Ari Rath Preis für kritischen Journalismus

Wien (OTS) – Der „Ari Rath Preis für kritischen Journalismus“ wurde auf der Basis einer Privatinitiative eingerichtet, um im Sinne des im Jänner 2017 verstorbenen renommierten ehemaligen Chefredakteurs der Jerusalem Post Journalistinnen und Journalisten, auszuzeichnen, die sich in ihrer Arbeit um eine kritische und der Wahrung der Menschenrechte verpflichtete Berichterstattung über Flucht, Vertreibung und Asyl in hervorragender Weise verdient gemacht haben. Der engagierte und erfolgreiche Publizist Ari Rath war am 2. November 1938 als Kind im Alter von 13 Jahren nach der nationalsozialistischen Machtübernahme mit Gewalt vertrieben worden und hat in Palästina und später im Staat Israel eine neue Heimat gefunden. Er gehörte zur Generation der bekannten Politiker Jizchak Rabin, Teddy Kollek und Schimon Peres und war Berater von Ben Gurion, Israels erstem Premierminister ab 1948. In den letzten Jahren lebte Ari Rath Großteils in Wien und wirkte als kritischer Mahner für eine demokratische und friedliche Zusammenarbeit der Menschen in Israel und in Österreich. Als Zeitzeuge des nationalsozialistischen Terrors plädierte er immer wieder für die absolute Ablehnung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die er in vielen Vorträgen und den Gesprächen mit Schülern über den Antisemitismus hinaus als Botschaft vermittelt hat.

Eine Experten-Jury unter dem Vorsitz von Gertraud Auer Borea d’Olmo, der Generalsekretärin des Bruno Kreisky Forums für internationalen Dialog und einer engen Vertrauten von Ari Rath, hat einstimmig Dr.in Alexandra Föderl-Schmid den ersten „Ari Rath Preis für kritischen Journalismus“ verliehen. Fast drei Jahrzehnte hat sie die Tageszeitung „Der Standard“ mitgestaltet, seit 2007 als erste Frau in Österreich Chefredakteurin und seit 2012 als Mitherausgeberin. Seit 1. November 2017 arbeitet sie als Korrespondentin in Israel für die Süddeutsche Zeitung.

Seit Beginn ihrer professionellen journalistischen Arbeit 1990 – zuerst in Linz, dann in Berlin bzw. in Brüssel – hat sich Föderl-Schmid immer mit allem Nachdruck für die Verteidigung der Menschenrechte in der seit 1990 heftig politischen umkämpften Migrations- und Asyldebatte eingesetzt, und genau jenes humanistische Ideal Tag für Tag versucht umzusetzen, das Ari Rath Zeit seines Lebens hochgehalten hat. Es war kein Zufall, dass sie ihn in den letzten Jahren oft getroffen hat, um seinen Rat in der turbulenten Gegenwart einzuholen. In diesem Sinne gibt es eine enge persönliche Verbindung zu dem Namensgeber der Auszeichnung. Dass sie heute aus Israel berichtet, stellt die Preisträgerin vor neue Herausforderungen, die ebenfalls mit der Lebensgeschichte Ari Raths zu tun haben, der sich engagiert für eine friedliche und permanente Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern eingesetzt.

Der Preis, von einem Freund Aris gespendet, wird am 3. Mai 2018 – am Tag der Pressefreiheit – im Radio Kulturhaus in Kooperation mit ORF III verliehen werden. Bundeskanzler a.D. Dr. Franz Vranitzky wird die Laudatio auf die Preisträgerin halten.

Rückfragen & Kontakt:

Bruno Kreisky Forum for International Dialogue
Gertraud Auer Borea d’Olmo
Mobil: 0664 831 0060
kreiskyforum@kreisky.org
www.kreisky-forum.org
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20171102_OTS0006/ari-rath-preis-fuer-kritischen-journalismus

Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschrechte geht an Asli Erdogan

Die internationale Jury des Bruno Kreisky Preises für Verdienste um die Menschenrechte hat den Bruno Kreisky Menschenrechts-Preis einstimmig an die türkische Autorin Aslı Erdoğan für ihre herausragenden Verdienste um die Sicherung der Menschenrechte verliehen. Der Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte wurde nach dem verstorbenen Bundeskanzler Österreichs Bruno Kreisky benannt und ist der älteste renommierte Menschenrechtspreis in Österreich (http://www.kreisky.org/human.rights/index.htm).

Zeit Ihres Lebens hat sich Frau, die Aslı Erdoğan als Physikern am CERN in Genf geforscht hat und von 2012 bis 2013 als „writer in exile“ Gast im Internationalen Haus der Autorinnen und Autoren Graz gewesen war, aktiv und vorbehaltslos für die Durchsetzung der Menschenrechte eingesetzt.

Als Maßstab der Orientierung dienen der engagierten Menschenrechtsaktivistin Erdogan in allen Ihren Veröffentlichungen insbesondere die Erscheinungsformen von Leid und Ungerechtigkeit, denen sie immer wieder nachspürt.

Derzeit wird Frau Aslı Erdoğan in der Türkei gerichtlich verfolgt. Sie wurde wegen vier verschiedener Verbrechen angeklagt, u. a. wegen ihrer Kolumne und Mitgliedschaft in einem Beirat in einer kurdischen Zeitung. Sie wurde aufgrund der Anschuldigung der Zerstörung der Einheit und der Integrität des Staates und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation verhaftet. Sie wurde gegen Kaution am 29. Dezember 2016 freigelassen, aber es ist ihr verboten, ins Ausland zu reisen. Der nächste Prozesstermin ist der 14. März.

Der Bruno Kreisky Menschenrechtspreis an die Schriftstellerin Aslı Erdoğan ist auch ein Zeichen gegen massive Einschränkungen von Menschenrechten.

Kreisky-Preis für in Syrien inhaftierten Reporter

11.06.13 Kreisky-Preis für inSyrieninhaftiertenReporter > KleineZeitung
www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3330700/kreisky-preis-fuer-syrien-inhaftierten-reporter.story 1/1
Zuletzt aktualisiert: 10.06.2013 um 07:26 Uhr

Der Bruno-Kreisky-Preis für die Verdienste um die Menschenrechte geht heuer an den
syrischen Journalisten und Aktivisten Mazen Darwish, der seit Februar 2012 vom Regime
unter Präsident Assad in Haft gehalten wird. Darwish werde geehrt, weil er sich für
Pressefreiheit eingesetzt und auf das Verschwinden von Berichterstattern in seinem
Heimatland aufmerksam gemacht habe, lautete die Begründung.
Darwish hat im Jahr 2004 das „Syrian Center for Media and Freedom of Expression“ (SCM)
gemeinsam mit anderen Aktivisten gegründet und laut Aussendung unter anderem über die
Situation der politischen Gefangenen in seinem Heimatland berichtet. Aufgrund seines
Engagements sei über Darwish bereits im Jahr 2007 ein Reiseverbot verhängt worden.
Mehrmals habe man ihn inhaftiert, zuletzt im Februar 2012 mit der Stürmung der Büros
seiner Organisation. Bis heute wurde er nicht entlassen. An seiner statt wird seine Ehefrau
Yara Bader den Preis am Montagabend um 19:00 Uhr im Prunksaal der Nationalbibliothek in
Wien entgegennehmen.
Ebenfalls geehrt wird die äthiopische Menschenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre laut
Kreisky-Stiftung für ihren unermüdlichen und erfolgreichen Kampf gegen weibliche
Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland. Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie die
„Kembatti Mentti Gezzimma-Tope“ (KGM) Gruppe gegründet, die sich in Äthipien bis heute
für Frauenrechte und marginalisierte Gruppen einsetzt. Zusätzlich dazu setzt die KGM
Frauengesundheits- und Bildungsprogramme um.
Als Dritte im Bunde erhält Cecily Corti, Obfrau der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan und
Mitbegründerin der Obdachlosen-Einrichtung VinziRast in Wien, die Auszeichnung. Die
VinziRast in Wien-Meidling ist eine Notschlafstelle mit 48 Betten für Obdachlose, zusätzlich
dazu wurden im Jahr 2008 das VinziRast-CortiHaus mit 16 Wohnungen und im Jahr 2011
eine Wohngemeinschaft für alkoholkranke Obdachlose eröffnet. Corti wurde bisher u.a. mit
dem Goldenen Verdienstzeichen

Äthiopische Frauenrechtsaktivistin Gebre ausgezeichnet

11.06.13 ÄthiopischeFrauenrechtsaktivistinGebreausgezeichnet- dieStandard.at› Politik
diestandard.at/1369363188974/Aethiopische-Frauenrechtsaktivistin-Bogaletch-Gebre-ausgezeichnet 1/2
© derStandard.at GmbH 2013

I

hre Aufklärungsarbeit hat dazu beigetragen, dass
sich die Zahl der beschnittenen Mädchen in Äthiopien stark verringerte
Wien – Die äthiopische Frauenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre erhält den Bruno-KreiskyMenschenrechtspreis für ihre Arbeit gegen die Genitalbeschneidung in ihrem Heimatland. Durch ihren
Einsatz und die Arbeit ihrer Gruppe „Kembatti Mentti Gezzimma“ (KMG) konnte die Zahl der neu
beschnittenen Mädchen laut einer Studie des UNO-Kinderhilfswerk UNICEF aus dem Jahr 2008 beinahe
auf null gesenkt werden. Montagabend findet die Preisverleihung in Wien statt.
Männer und Frauen in Diskussionsprozesse eingebunden
KMG wurde 1997 von Bogaletch Gebre und ihrer Schwester Fikrte gegründet. Die Arbeit gegen FGM
nahm die Gruppe im Jahr 2000 auf. Ihr Ansatz ist Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit in den
jeweiligen Dörfern und Städten. Wichtig sei bei der Arbeit, dass sowohl Männer als auch Frauen
jeglichen Alters in den Prozess eingebunden werden. „Zusätzlich dazu hatten wir bei den
Gesprächsrunden auch zwei Personen dabei, die grundlegende Fakten zum Thema lieferten. Etwa,
dass weder in der Bibel noch im Koran etwas über Genitalbeschneidung steht, welche Risiken die
Beschneidung für Mädchen birgt und dass schon viele daran gestorben sind.“ In Äthiopien umfasste
die Umschneidung traditionell das Wegschneiden der Klitoris sowie der inneren und der äußeren
Schamlippen.
„Wir haben einen wochenlangen Diskussionsprozess bei den Gruppen zugelassen, bis sie selbst zu
dem Ergebnis kamen, dass man diese Praxis beenden müsse“, erklärte Gebre. Laut Gebre sei
Genitalbeschneidung weder eine äthiopische noch afrikanische Tradition. „Ich weiß nicht, woher das
Phänomen kommt“, sagte sie. Auf der Hand liege, dass es dazu diene, in einem patriarchalen System
Frauen zu kontrollieren und gefügig zu machen, und sie ihrer sexuellen Lust zu berauben.
Demonstrative Hochzeit
Bereits zwei Jahre nach Aufnahme der Tätigkeiten der Organisation konnte der erste große Erfolg
verbucht werden: Ein junges Paar entschloss sich zu heiraten. „Sie war unbeschnitten und die beiden
feierten ihre Hochzeit in aller Öffentlichkeit“, schilderte Gebre erfreut. „Insgesamt waren 3.000 Gäste
gekommen und die religiösen Führer segneten die Ehe vor den Augen aller ab.“ Daraufhin sei eine Art
Wettbewerb in der Nachbarschaft entstanden: „Plötzlich wollte jeder eine unbeschnittene Frau
heiraten“, so die Preisträgerin.
„Ich weiß nicht, ob ich den Kampf gewonnen habe. Wir verbuchen Erfolge in den Gemeinschaften“,
sagte Gebre. „Aber es gibt zusätzlich zur Beschneidung zahlreiche Bereiche, in denen die Rechte der
Frauen verletzt werden.“ Die Arbeit sei erst getan, wenn Frauen die gleichen Rechte und Freiheiten
sowie den gleichen Wert wie Männer besitzen würden. „Ich hoffe, dass Gewalt gegen Frauen im Namen
der Tradition eines Tages aufhört“, sagte Gebre. Jede menschenrechtsverletzende Kultur sei ein
System, dass im 21. Jahrhundert nicht mehr akzeptiert werden dürfe. (APA, 10.6.2013)
Link
Kembatti Mentti Gezzimma Ethiopia
dieStandard.at › Politik11.06.13 ÄthiopischeFrauenrechtsaktivistinGebreausgezeichnet- dieStandard.at› Politik
diestandard.at/1369363188974/Aethiopische-Frauenrechtsaktivistin-Bogaletch-Gebre-ausgezeichnet 2/2

Kreisky-Menschenrechtspreis für in Syrien inhaftierten Journalisten

APA0020 / 10.06 Mo, 10.Jun 2013

Syrer Mazen Darwish für Einsatz um Pressefreiheit, Äthiopierin Bogaletch Gebre in Kampf gegen Genitalverstümmelung und Österreicherin Cecily Corti für Engagement für Obdachlosegeehrt

Damaskus/Addis Abeba/Wien (APA) – Der Bruno-Kreisky-Preis für die Verdienste um die Menschenrechte geht heuer an den syrischen Journalisten und Aktivisten Mazen Darwish, der seit Februar 2012 vom Regime unter Präsident Bashar al-Assad in Haft gehalten wird. Darwish werde auf Vorschlag der internationalen Preiskommission geehrt, weil er sich für Pressefreiheit eingesetzt und auf das Verschwinden von Berichterstattern und Bloggern in seinem Heimatland aufmerksam gemacht habe, begründete die Kreisky-Stiftung ihre Wahl.
Darwish hat im Jahr 2004 das „Syrian Center for Media and Freedom of Expression“ (SCM) gemeinsam mit anderen Aktivisten gegründet und laut Aussendung unter anderem über die Situation der politischen Gefangenen in seinem Heimatland berichtet. Aufgrund seines Engagements sei über Darwish bereits im Jahr 2007 ein Reiseverbot verhängt worden. Mehrmals habe man ihn inhaftiert, zuletzt im Februar 2012 mit der Stürmung der Büros seiner Organisation. Bis heute wurde er nicht entlassen. An seiner statt wird seine Ehefrau Yara Bader den Preis am Montagabend um 19:00 Uhr im Prunksaal der Nationalbibliothek in Wien entgegennehmen.
Ebenfalls geehrt wird die äthiopische Menschenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre laut Kreisky-Stiftung für ihren unermüdlichen und erfolgreichen Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland. Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie die „Kembatti Mentti Gezzimma-Tope“ (KGM) Gruppe gegründet, die sich in Äthipien bis heute für Frauenrechte und marginalisierte Gruppen einsetzt. Zusätzlich dazu setzt die KGM Frauengesundheits- und Bildungsprogramme um.
Als Dritte im Bunde erhält Cecily Corti, Obfrau der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan und Mitbegründerin der Obdachlosen-Einrichtung VinziRast in Wien, die Auszeichnung. Die VinziRast in Wien-Meidling ist eine Notschlafstelle mit 48 Betten für Obdachlose, zusätzlich dazu wurden im Jahr 2008 das VinziRast-CortiHaus mit 16 Wohnungen und im Jahr 2011 eine Wohngemeinschaft für alkoholkranke Obdachlose eröffnet. Corti wurde bisher u.a. mit dem Goldenen Verdienstzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.
(S E R V I C E: SCM: http://scm.bz/?lang=en, KGM: http://kmg-ethiopia.org/, Vinzirast: http://www.vinzirast.at/)
(Schluss) elf/fat

Kreisky-Preisträgerin: Kampf für Frauenrechte „noch nicht gewonnen“

APA Mo, 10.Jun 2013

Durch Engagement von Kreisky-Menschenrechtspreisträgerin Gebre weibliche Genitalverstümmelung in Äthiopien kaum mehr
vorhanden

Wien (APA) – Die äthiopische Frauenrechtsaktivistin Bogaletch Gebre wird am heutigen Montagabend für ihren Einsatz im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland mit dem Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreis geehrt. „Wir machen Fortschritte“, sagte sie der APA im Hinblick auf die globale und die äthiopische Frauenrechtslage. „Aber den Kampf haben wir noch nicht gewonnen.“ Durch ihren Einsatz und die Arbeit ihrer Gruppe „Kembatti Mentti Gezzimma“ (KMG) konnte die Zahl der Opfer von Genitalverstümmelung laut einer Studie des UNO-Kinderhilfswerk UNICEF aus dem Jahr 2008 beinahe auf null gesenkt werden.
Die Gruppe nahm ihre Arbeit im Jahr 2000 auf und setzte sich Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit zu den Risiken des Eingriffs für die betroffenen Mädchen innerhalb von dörflichen und städtischen Gemeinschaften zu Ziel. „Wir begaben uns in lange Diskussions- und Reflexionsprozesse mit den Gruppen“, erzählte Gebre. Wichtig sei bei der Arbeit, dass sowohl Männer als auch Frauen jeglichen Alters in den Prozess eingebunden seien. „Zusätzlich dazu hatten wir bei den Gesprächsrunden auch zwei Personen dabei, die grundlegende Fakten zum Thema lieferten. Etwa, dass weder in der Bibel noch im Koran etwas über Genitalbeschneidung steht, welche Risiken die Beschneidung für Mädchen birgt und dass schon viele daran gestorben sind.“ In Äthiopien sei die gängige Methode das Wegschneiden der Klitoris sowie der inneren und der äußeren Schamlippen gewesen.
„Wir haben einen wochenlangen Diskussionsprozess bei den Gruppen zugelassen, bis sie selbst zu dem Ergebnis kamen, dass man diese Praxis beenden müsse“, erklärte Gebre. So habe einmal ein 14-jähriges Mädchen gesagt, dass ihre Eltern sie doch beschützten und um ihre Gesundheit bemüht seien. „Sie dürfen mir doch nichts zuleide tun“, soll sie gesagt haben. „Wenn sie mich verletzen, dann ist das eine Kultur des Tötens.“ Laut Gebre sei Genitalbeschneidung jedoch weder eine äthiopische noch afrikanische Tradition. „Ich weiß nicht, woher das Phänomen kommt“, sagte sie. Auf der Hand liege, dass es dazu diene, in einem patriarchalen System Frauen zu kontrollieren und gefügig zu machen, und sie ihrer sexuellen Lust zu berauben.
Es sei ein großes Missverständnis im sogenannten Westen, dass Mütter ihren Töchtern Leid zufügen wollten, kritisierte Gebre. „Keine Mutter der Welt möchte ihre Tochter verletzen. Sie denken bloß, es sei ihr Pflicht, oder dass ihre Religion, das von ihnen verlange“, erklärte sie. Traditionell gelte die Beschneidung oft als Hochzeitsvorbereitung.
Bereits zwei Jahre nach Aufnahme der Tätigkeiten der Organisation konnte der erste große Erfolg verbucht werden: Ein junges Paar entschloss sich zu heiraten. „Sie war unbeschnitten und die beiden feierten ihre Hochzeit in aller Öffentlichkeit“, schilderte Gebre erfreut. „Insgesamt waren 3.000 Gäste gekommen und die religiösen Führer segneten die Ehe vor den Augen aller ab.“ Daraufhin sei eine Art Wettbewerb in der Nachbarschaft entstanden: „Plötzlich wollte jeder eine unbeschnittene Frau heiraten“, so die Preisträgerin.
„Ich weiß nicht, ob ich den Kampf gewonnen habe. Wir verbuchen Erfolge in den Gemeinschaften“, sagte Gebre. „Aber es gibt zusätzlich zur Beschneidung zahlreiche Bereiche, in denen die Rechte der Frauen verletzt werden.“ Die Arbeit sei erst getan, wenn Frauen die gleichen Rechte und Freiheiten sowie den gleichen Wert wie Männer besitzen würden. „Ich hoffe, dass Gewalt gegen Frauen im Namen der Tradition eines Tages aufhört“, sagte Gebre. Jede menschenrechtsverletzende Kultur sei ein System, dass im 21. Jahrhundert nicht mehr akzeptiert werden dürfe.
(Das Interview führte Mona El Khalaf/APA)