Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Kemal Kurspahic und Zlatko Dizdarevic (Bosien Herzegowina)

Die Tageszeitung Oslobodjenje oder „Befreiung“ wurde im Jahr 1943 in Sarajevo von Tito Anhängern im Kampf gegen die Nazi-Besetzung gegründet.
Zum Zeitpunkt der Verleihung des Bruno Kreisky Preises wütete der Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Die Journalisten der Zeitung arbeiteten unter extremen Schwierigkeiten in einer Stadt, die belagert wurde. Sie hatten nur Strom für ein paar Stunden am Tag und Lebensmittel waren fast unmöglich zu bekommen. Diese Sorgen waren jedoch zweitrangig im Vergleich zu der Gefahr von serbischen Heckenschützen, die ständig das Gebäude beobachteten, erschossen zu werden. Sechs Mitarbeiter wurden bis 1993 getötet und viele weitere wurden verletzt. Nachdem die Krise Bosnien-Herzegowina erreicht hatte, gab es nur mehr wenige Quellen neutraler Berichterstattung, die nicht den Hass zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen weiter voranzutreiben suchte.
Kemal Kurspahic and Zlatko Dizdarevic nahmen Stellung gegen Völkermord, Krieg und Gewalt im Allgemeinen; Ihre Arbeit wurde sowohl im lateinischen, als auch dem kyrillische Alphabet gedruckt und richtete sich an alle Völker des ehemaligen Jugoslawien. Unter Lebensgefahr, zogen die Journalisten auch die Kritik von Befürwortern des Krieges aus allen Seiten auf sich. Kemal Kurspahic war der Chefredakteur der Zeitung von 1988 bis 1994. Seiner Meinung nach wurde Oslobodjenje zur Zielscheibe, da sich die Mitarbeiter aus allen Regionen des ehemaligen Jugoslawiens zusammensetzten und somit bewiesen, dass Koexistenz, ein friedliches Miteinander in der Tat möglich ist.
Kemal Kurspahic wurde 1993 zu dem „World Press Review’s International Editor of the Year“ ernannt, neben seiner Auszeichnung mit dem Bruno Kreisky Preis im Namen der gesamten Redaktion der Zeitung. Er wurde weiters zum „International Press Institute World Press Freedom Hero“ im Jahr 2000 gekürt und hat seitdem mehrere Bücher geschrieben. Sein Buch „Prime Time Crime“ wurde 2003 veröffentlicht und zeichnet die Ereignisse in Sarajevo aus erster Hand nach. Derzeit ist er ein Sprecher des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung in Wien.

Zlatko Dizdarevic wurde der Chefredakteur des Wochenmagazins Svijet nach seiner Arbeit bei Oslobodjenje. Er veröffentlichte auch eine Zusammenstellung von Artikeln, die während des Konflikts geschrieben wurden, unter dem Titel „Sarajevo: A War Journal“ – Sarajevo, Tagebuch eines Krieges. Oslobodjenje besteht weiterhin und ist eine viel gelesene Tageszeitung in Sarajevo.

„New York Times“, 7.10.1992
„Die Leute Haben uns bejubelt, Sie haben es als Sieg empfunden“ / „Nicht Nur als Zeitung, sondern als Teil des Widerstandes gegen Krieg, Gewalt und National-Hass.“ / „Serben, Kroaten, Moslems friktionsfrei Miteinander arbeiten“ Kurier 13. Juni 1993