Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

Nicolae Gheorghe (Rumänien)

Nicolae Gheorghe wurde am 12. November 1946 in Rosiori de Vede, Rumänien, geboren. Seine Eltern gehörten zu Roma-Gruppen, die seit Jahrhunderten in Rumänien leben. Als Kind wurde er mehr und mehr in die rumänische Gesellschaft integriert und besuchte gegen den Willen seiner Eltern die militärische Schule außerhalb von Bukarest, die er im Jahr 1968 absolvierte. Er entschied sich zu studieren, beendete das Studium der Philosophie und Soziologie 1972 und begann im selben Jahr am Institut für Soziologie in Bukarest zu arbeiten.

Als die Kommunistische Partei in den 1970er Jahren begann zu versuchen, die Roma in die Gesellschaft zu integrieren, rückten unterschiedliche Problemstellungen in den Vordergrund. Im Jahr 1974 arbeitete Nicolae Gheorghe mit dem kommunistischen Zentralkomitee zusammen, um die Ursachen der Marginalisierung von Minderheiten in Rumänien zu erforschen. Das rumänische Parlament begann daraufhin im Jahr 1975 mit Gesprächen über die Minderheitenfrage. Ein Jahr später begann sich Nicolae Gheorghe speziell mit der Integration von Roma Jugendlichen zu befassen.

Als ein Ergebnis seiner Arbeit und seines Engagements war er von 1991 bis 1993 Vizepräsident der Internationalen Roma Vereinigung und begann bei der OSZE und anderen internationalen Organisationen über die Problematik der Roma zu sprechen, der bis dahin kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Nicolae Georghe half die Resolution 65/1993 der UN-Menschenrechtskommission erfolgreich einzuleiten, um auch ein öffentliches Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Im Jahr 1993 gründete er das Roma Zentrum für Soziale Intervention und Studien, welches eine Verbesserung der Situation der Roma in Rumänien zum Ziel hat.

Neben seinem Einsatz als Menschenrechtsaktivist hat Nicolae Georghe auch mehrere Bücher über die Roma in Osteuropa veröffentlicht. Mit diesen Bücher hofft er die Besonderheiten und Probleme der Roma-Kultur und Traditionen einem breiten Publikum eröffnen zu können. Ihm wurde in den letzten Jahren der kommunistischen Herrschaft ein Reiseverbot auferlegt und seine Bücher durften nur außerhalb des Landes unter einem Pseudonym publiziert werden.

Er war Mitbegründer der Demokratischen Vereinigung und dem Volksverbund der Roma, die beide nicht politisch orientiert waren und haben ihr Hauptaugenmerk auf die Menschenrechte richten. Nicolae Georghe erkannte die Notwendigkeit, auf die Menschenrechtsverletzungen gegen die Roma aufmerksam zu machen, da diese seit 1990 zugenommen hatten. Die beiden Organisationen unterstützen die Roma selbst in praktischen Angelegenheiten, wie bei der Lösung von Problemen die im Alltag, in der Schule oder am Arbeitsplatz, entstehen. Darüber hinaus wird den Angehörigen der Roma bei öffentlichen Angelegenheiten, die den Staat betreffen, geholfen, wobei die Organisation als Vermittler zwischen den Roma und der Öffentlichkeit sowie der Regierung auftritt.

Nicolae Gheorghe arbeitet neben seines außerberuflichen Engagements für die Roma weiterhin als Berater in Sinti und Roma-Fragen bei der OSZE. Im Jahr 2010 schrieb er einen Artikel für „The Guardian“, in dem er behauptet, dass Rumänien versucht, die Roma zu kriminalisieren und dass durch eine Kategorisierung der Volksgruppe als Nomaden sich das Stereotyp der „Zigeuner“ ewig erhalten werde.“ („The Guardian“ 2010.03.12).

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