Bruno Kreisky Stiftung

für Verdienste um die Menschenrechte

1981 | 2. Verleihung

27. November 1981
Rathaus Wien

Die 2. Preisverleihung erfolgte am 27. November 1981 im Wiener Rathaus. Auch 1981 lagen die Schwerpunkte der Preise wieder in Lateinamerika und dem Nahen Osten. Zugleich jedoch machte die Bruno Kreisky Stiftung auf die Situation unter der Militärdiktatur in Südkorea aufmerksam. Mit Kim Chi-ha und Kim Dae-jung wurden zwei führende Personen der Demokratie- und Menschenrechtsbewegung in Südkorea ausgezeichnet. 1974 wurde der Dichter Kim Chi-ha (Kim Chi-ha, koreanisches Homonym für „Untergrund“) wegen angeblicher Volksverhetzung zum Tode verurteilt. Welt- weite Empörung führte zu seiner Enthaftung, 1975 wurde er jedoch erneut inhaftiert. Der international gefeierte Poet wurde in Korea streng zensiert. 1980 wurde Kim Chi-ha nach seiner neuerlichen Enthaftung zum Symbol des Widerstandes gegen das Militärregime.

Kim Dae-jung war als Führer der demokratischen Opposition immer wieder inhaftiert und wurde aus seinem japanischen Exil nach Südkorea verschleppt. Unter Diktator General Chun Doo-hwan wurde er 1980 zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde 1981 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt, 1982 wurde Kim Dae-jung die Ausreise ins US-amerikanische Exil ermöglicht. Nach der Demokratisierung Südkoreas 1987 gewann Kim Dae-jung 1998 die Präsident- schaftswahlen. Für seine Politik des Ausgleichs und der Annäherung mit Nordkorea erhielt Kim Dae-jung 2000 den Friedensnobelpreis.

Kim Dae-jung als politischer Gefangener.
Präsident Kim Dae-jung 1993 zu Gast in der Armbruster- gasse, v.l.n.r.:
Peter Kreisky, Alfred Ströer, Margit Schmidt, Präsident Kim Dae- jung mit seiner Frau, Lee Heeho.

Ein weiterer Preisträger des Jahres 1981 war der auf Robben Island inhaftierte Nelson Rolihlahla Mandela. Die Auszeichnung durch den Bruno Kreisky Preis war der zweite internationale Preis für den afrikanischen Freiheitskämpfer nach dem Jawaharlal Nehru Award for International Understanding 1980. Mandela konnte den Preis nichtpersönlich entgegennehmen, und auch seine Familie erhielt Preis und Preisgeld nur über verdeckte Kanäle. 1993 erhielt Nelson Mandela gemeinsam mit Frederik Willem de Klerk den Friedensnobelpreis für die Politik des friedlichen Wandels in Südafrika.

Nelson Rolihlahla Mandela

Der israelische Gewerkschaftsbund Histadrut wurde für ein Projekt zur Förderung des Zusammenlebens von palästinensischen Arabern und Juden in Nord-Israel ausgezeichnet. Weitere Preise gingen an Raymonda Tawil, eine engagierte palästinensische Frauenrechtsaktivistin und Journalistin, sowie an den israelischen Historiker und Publizisten Simha Flapan.

Drei Preise gingen erneut nach Lateinamerika. Orlando Fals Borda, der kolumbianische Soziologe, wurde für seinen Kampf gegen Armut und Unterdrückung der Kleinbauern ausgezeichnet. Enrique Álvarez Córdoba, Landwirtschaftsminister El Salvadors und Präsident der Frente Democrático Revolucionario (FDR), wurde am 28. November 1980 verhaftet, gefoltert und ermordet, der Preis wurde ihm posthum zuerkannt. Domitila Barrios de Chungara war eine der ersten grass-roots-Aktivistinnen Lateinamerikas. Die bolivianische Bergarbeiterin war eine der führenden Frauenrechtsaktivistinnen der 1970er und 1980er Jahre in Lateinamerika. Anfang der 1980er Jahre lebte Barrios de Chungara im Schweizer Exil.

Die Fondation pour une entraide intellectuelle européenne in Paris erhielt für ihre humanistische Arbeit und die Unterstützung von WissenschaftlerInnen und Intellektuellen im kommunistischen Osteuropa den Bruno Kreisky Preis.

Rosa Jochmann als Preisträgerin 1981, im Hintergrund Karl Kahane.

Zwei Preise wurden an ÖsterreicherInnen vergeben. Die unermüdliche Mahnerin gegen Faschismus und Widerstandskämpferin gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus Rosa Jochmann, sowie der spiritus rector der österreichischen Menschenrechtspolitik und -forschung nach 1945, Professor Felix Ermacora, wurden für ihr langjähriges Wirken ausgezeichnet.

Felix Ermacora